Was ist Epilepsie?
Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, bei der abnormale synchrone Entladungen von Nervenzellverbänden der Großhirnrinde zu Krampfanfällen führen.
Damit das zentrale Nervensystem (ZNS) auf Umweltreize und Reize aus dem Körperinnern angemessen reagiert, müssen neben anderen Faktoren hemmende und erregende Neurotransmitter situativ im richtigen Verhältnis zueinander stehen!
Zu den wichtigsten erregenden/stimulierenden Neurotransmittern im ZNS gehören GLUTAMAT und ASPARTAT. Zu den hemmenden Neurotransmittern gehören GABA (Gammaaminobuttersäure) und GLYCIN.
Kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen den erregenden und hemmenden Neurotransmittern, bei dem die erregenden überwiegen so können epileptische Anfälle die Folge sein.
Arten und Symptome von epileptischen Anfällen
Epileptische Anfälle werden in generalisierte und fokale Anfälle unterschieden!
Generalisierte Anfälle betreffen die gesamte Hirnrinde mit Symptomen auf beiden Körperseiten, fokale Anfälle sind auf ein Hirnrinde-Areal beschränkt mit Symptomen auf einer Körperseite. Generalisierte Anfälle gehen meist mit einem Verlust des Bewusstseins einher.
Die 4 Phasen des Krampfanfalles
Die Vorphase (Prodromalphase) kann bis zu mehrere Tage andauern. Tiere zeigen dabei meist ein verändertes Verhalten wie Angespanntheit und/oder suchen die Nähe/Distanz
Die Aura dauert Sekunden bis Minuten und die Tiere zeigen hier schon eine starke Verhaltensänderung wie Erbrechen
Anfall: dieser dauert ca. 1-3 Minuten. Symptome bei Hunden sind Seitenlage und möglicher Urin und/oder Kotverlulst. Dauert der Krampfanfall länger als 5 Minuten, so spricht man von einem Status epilepticus welches ein lebensbedrohlicher Zustand darstellt!
Die Postiktale Phase dauert mehrere Tage. Mögliche Symptome sind Desorientiertheit, Aggressivität, Heißhunger und Laufdrang.
Ursachen von Epilepsie
Man unterscheidet zwischen primäre Epilepsie, idiopathisch-genetische-Epilepsie (genetisch unbekannter Ursache), sekundäre Epilepsie z.B. als Folge von strukturellen Gehinveränderungen wie Tumoren, Hirnverletzungen, Hirnhautentzündungen und
reaktive Anfälle die außerhalb des Gehirns ausgelöst werden wie z.B. als Folge einer Intoxikation
Erst durch Ausschluss einer sekundären Epilepsie und Erkrankungen die reaktive Anfälle zur Folge haben ist die Diagnose primärer Epilepsie sichergestellt!
Neben den klassischen medizinischen Ansätzen kann eine ganzheitliche Unterstützung in Absprache mit dem Tierarzt sinnvoll sein. Es sollte aber immer darauf geachtet werden, dass nur sichere Mittel eingesetzt werden. Auch richtet sich die Futteranpassung immer nach Form und Ursache der Epilepsie.
Ernährung
Auf BIO-Qualität der Lebensmittel achten (auch Chemikalien können epileptische Anfälle auslösen)
Auf Gemüse mit hohen ätherischen Ölen verzichten wie Fenchel und Sellerie
Keine Kräuter mit hohem ätherischem Öl-Gehalt füttern (z.B. Rosmarin, Thymian)
Nicht zu viel Abwechslung in der Ernährung (weniger ist mehr)
Sorgfältige Auswahl von Nahrungsergänzungsmittel
Getreidefrei und möglichst Kohlenhydratarm füttern um potenziell krampffördernde Blutzuckerschwankungen zu vermeiden
Der Einsatz mittelkettiger Fettsäuren MCT-Öle hat bereits in der Forschung vielversprechende Ergebnisse geliefert. So zeigten 70% der Hunde eine Verbesserung, bei 20-40% sanken die Anfälle um mehr als 50% und 8-15% zeigten sogar gar keine Anfälle mehr. (Berk et al., 2019, 2020; Law et al., 2015, 2018; Molina et al., 2020).
Bei der Gabe von MCT-Ölen sollte darauf geachtet werden, das diese Verdauungsbeschwerden auslösen können. Die angestrebte Menge sollte deshalb immer langsam und vorsichtig über mehrere Wochen eingeschlichen werden. Auch Metallnäpfe sollten nicht verwendet werden, da diese den Geschmack negativ beeinflussen.
Glutamat gehört zu den erregenden Neurotransmittern. Durch die Stoffwechselstörung von Glutamat als Folge der Epilepsie kann eine Fütterung von Lebensmitteln mit hohem Glutamatgehalt zu einer übermäßigen Stimulation der Nerven führen. Deshalb sollten darauf geachtet werden, dass keine Leckerlis oder Nahrungsergänzungsmittel, die glutamathaltige Hefen enthalten gegeben werden!
Bei Epilepsie gilt immer: Jede Veränderung in der Ernährung sollte vorher immer mit dem behandelten Tierarzt abgeklärt werden!
Sonstige wichtige Maßnahmen
Kein unnötiger Stress!
Auf ein stabiles Umfeld achten mit gewohnten Abläufen
Kontakt mit Chemikalien vermeiden (gespritzte Felder, Garten- und/oder Haushaltschemikalien)
Anfallstagebuch führen zu potenziellen Auslösern (Leckerli, Stresssituation, besondere Ereignisse) und zu den Anfällen (Dauer und Schwere). Auch ein Video des Anfalls kann für den behandelten Tierarzt hilfreich sein.
Ordner mit allen Befunden, Medikamentationen, Fütterung, Nahrungsergänzungen und Anfallstagebuch für den Notfall erstellen.
Tipps zum Verhalten während eines Anfalls
Ruhig bleiben, um das Tier nicht weiter zu verunsichern. Dauer und Symptome des Anfalls dokumentieren
Zur eigenen Sicherheit nicht in direkter nähe des krampfenden Tieres bleiben, da dieser eventuell zubeißen könnte
Das Tier sichern, indem gefährliche Gegenstände außer Reichweite gestellt werden
Das krampfende Tier sollte nicht festgehalten, gestreichelt oder angesprochen werden! Das würde das Nervensystem nur zusätzlich belasten und unnötige Reize bieten!
Notfallmedikamente und Notfallplan des Tierarztes befolgen
Nach dem Anfall sollte mit dem Tier normal umgegangen werden